Entschieden hat Lukas, mein Patchwork-Sohn. Er ist 13 einhalb und das ist genau das richtige Alter, um über den Sommerurlaub der gesamten Familie zu entscheiden. Findet er. Und finde ich auch. Deshalb geht es diesmal also nach Prerow – an die Ostsee. Ganz oben links, dieser Halbzipfel schräg über Rostock, das ist der Darß. Ein wunderschönes, ursprüngliches norddeutsches Eck. Wir haben dort schon Silvester verbracht: Der Mann, seine Söhne Finn und Lukas, Baby Theo und ich. Und jetzt wollen wir uns den Sommer dort oben anschauen.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher, was mich erwartet. Es ist mein erster Sommerurlaub zu fünft. Mein erster Sommerurlaub mit überhaupt so vielen Menschen auf einmal.
Und dann gleich drei davon Kinder. Zum Glück ahne ich noch nicht, was genau da auf mich zukommt…
Zwischenstopp in Hamburg, damit die Fahrt für den Kleinsten nicht so lang ist. Und das war eine perfekte Entscheidung. Ich habe alle Mann in der SUPERBUDE, einem supercoolen Hostel in Sankt Georg eingebucht.
Und zwar in der „Paloma Bude“ für schlappe 145 Euro pro Nacht. Sechs Betten, alles in pink und gelb gehalten. Bunter geht es fast nicht, günstiger schon. Aber da der Start in den ersten Sommerurlaub zu fünft gut laufen soll, ist es uns das wert. Die Jungs, 11 und 13, sind begeistert von Fatboys, Musikanlage, Doppelhochbetten und kostenloser Paloma-Limo. Das Frühstück kostet 9 Euro extra, ist aber großartig. Inklusive heißer Waffeln. Nur der Check-In dauert Jahre, aber das vergisst man hier schnell.
Zum perfekten Hamburg-Tag gehört für mich eine Fahrt mit der U3 – und an den Landungsbrücken raus. Mit der HVV-Fähre 62 (da lohnt sich dann schon das U-Bahn Tagesticket) geht es dann weiter bis zum Anleger Museumshafen Oevelgönne und weiter zur STRANDPERLE.
Wirklich kein Geheimtipp, aber immer noch einer schönsten Läden in Hamburg. Da auf jeden Fall einen Salat mit Kräutern und Hüttenkäse essen, danach die Füße in die Elbe halten und ein Alster trinken. Besser geht es nicht.
Dann geht es weiter Richtung Nordost, an Rostock vorbei (unten links auf der Karte) Richtung Prerow, ganz am nördlichen Ende des Darß.
Und hier sind 10 supergute Gründe, die für einen großartigen Sommerurlaub an der Ostsee und besonders in Prerow sprechen. Denn genau den haben wir dort verbracht.
1 Günstige Ferienwohnungen und ein Campingplatz in den Dünen
Die Zimmerbörsen in Prerow – zB. diese hier – vermittelt Ferienwohnungen und -häuser für wenig Geld. In der Nebensaison zahlst du zwischen 40 und 50 Euro für drei Zimmer (ca. 70 qm) – in der Hauptsaison im Schnitt zwischen 80 und 100 Euro. Wer möchte kann auch 125 Euro pro Nacht ausgeben und hat dann etwas exklusiveres. Die Häuser und Wohnungen sind wirklich schön. Unseres sieht so aus und heißt Deichrose.
Außerdem gibt es einen tollen und sehr lebendigen Campingplatz mit Zeltplätzen direkt an den Dünen. Das Regenbogencamp war schon zu DDR-Zeiten legendär. Es gibt einen FKK-Camping-Bereich – wer’s mag.
2 Reetdächer und bunte Türen
Hört sich bescheuert an, ist aber wahr: Dass auch Mecklenburg-Vorpommern richtig norddeutsches Flair samt Reetdächer hat, war mir gar nicht so klar. Wunderschöne kleine und große Häuser – viele davon auch zum Mieten. Und das tollste sind die bunten Türen. In Prerow gibt es sogar noch die ganz alteingesessene Kunsttischlerei Roloff, die diese Türen herstellt. Die Tischlerei kannst du besuchen.
3 Feiner weißer Sandstrand
Irgendwer hat mir mal erzählt, der Sand am Prerower Strand erinnere ihn an die Karibik. Kann ich nicht beurteilen. Aber auf jeden Fall ist er weiß und weich und ganz fein. Und das beste: Er ist kilometerlang. Du kannst locker zwei drei Stunden von Prerow bis in den Nachbarort Zingst laufen.
Die Ausflugszeit verlängert sich, wenn du zum Beispiel am Surfcamp noch einen Stopp für einen feinen Cuba Libre einlegst. Wer noch mehr Bewegung braucht kann die Tour um einen Abstecher am Nothafen erweitern oder rund um den Leuchtturm eine tolle Tour über Holzplanken durch die Dünenlandschaft machen.
4 Strandkörbe
Bei Wind und Wetter toll! Kannst du für stolze 9 Euro pro Tag an der Seebrücke mieten. Lohnt sich aber. Die Dinger sind bequem, geben einen super Wind- und Sonnenschutz und lassen sich ganz leicht in jede Richtung drehen.
Alternativ kannst du natürlich auch mit der Strandmuschel losziehen. Dann empfehle ich aber auf keinen Fall das Teil, das sich selbst ausklappt. Denn das ist nahezu unmöglich unfallfrei wieder zusammenzufalten. Trägt andererseits aber bei dem Versuch dieses zu tun zur Belustigung der Nachbarmuschel-Bewohner bei.
5 Die 18 Grad frische Ostsee
Wärmer geht immer, aber nicht unbedingt erfrischender. Bei den Hochsommertemperaturen Anfang Juli 2015 genau die richtige Abkühlung. Das Wasser ist sehr lange sehr flach und eine breite Sandbank etwas weiter hinten ist perfekt für Wasserballspiele. Die DLRG bewacht den Strand – besonders wichtig, weil es auch in der flachen, fast wellenlosen Ostsee mal Unterströmung geben kann. Je nach Wetterlage und Wind gibt es mal mehr mal weniger Quallen. Aber wenn dann nur kleine – und bei uns war keine davon irgendwie schmerzhaft.
6 Kein Schickimicki
Das gehört fast zu den tollsten Dingen in Prerow. Der Ort und die Menschen sind völlig normal. Kein aufgebrezeltes Hallali, sondern ganz entspannte Menschen mit nem Fischbrötchen in der Hand. Und wahnsinnig viele Familien.
7 Darßer Urwald
Ein großer Teil des Darß ist Urwald. Es wird also nichts kommerziell abgeholzt oder rausgeschleppt. Ein wunderschöner Mischwald, durch den mal toll Fahrrad fahren, wandern oder joggen kann. Zum Leuchtturm oder zum Weststrand sind es etwa 5 Kilometer – eine Strecke. Ist auch mit kleineren Kindern sehr gut machbar. Unterwegs sind Geo-Caches versteckt – wie übrigens überall auf dem Darß.
8 Bodden
Um Prerow herum liegt der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Bodden sind im Grunde genommen Lagunen, vom Meer abgetrennte Gewässer.
Ein Schiffs- oder sogar Floßfahrt auf den Bodden haben wir nicht gemacht, aber ganz fest im Plan für nächstes Jahr. Wer ansonsten noch etwas besonderes sehen will, der sollte unbedingt die Seemannskirche aus dem 18.Jahrhundert besuchen. Sehr romantisch – mit tollen Miniaturschiffen. Die Kinder dort werden mit Ostseewasser getauft. Wie sich das für einen Norddeutschen gehört.
9 Sundowner-Musik an der Seebrücke
Mal ein Mann am Klavier, mal einer mit einem Akkordeon, Trompete oder Gitarre. Fast jeden Abend spielt ein Straßenmusiker an der Seebrücke. Der perfekte und meistens richtig schöne Ausklang für einen salzig-sonnigen Strandtag.
10 Lecker Fisch
Den gibt’s natürlich in allen Varianten frisch. Hering, Dorsch, Zander – und ganz besonders lecker: der Ostsee-Barsch. Mein Lieblingsrestaurant in Prerow heißt
Seeblick und ist direkt an der Seebrücke. Von den oberen Gasträumen aus schaust du aufs Meer und kannst beim leckeren Fischessen den Sonnenuntergang beobachten. Kann ich sehr sehr empfehlen.
Und sonst? Die letzten zwei Tage hat es geregnet, auch in meinem Kopf offenbar. Denn nach zwei Wochen sind mir all die Menschen um mich herum, die ich meine Familie nenne, dann doch auf den Geist gegangen. Ein sturmgepeitschter Fahrradausflug auf dem tollen Weg nach Wiek (geht direkt am Prerower Hafen ab) – und ein Ausflug in das Darwineum im Zoo Rostock haben mich – und die Kinder – bei Laune gehalten und versöhnt. Kann ja nicht immer nur die Sonne scheinen.
Und immerhin habe ich im Urlaub drei Bücher gelesen. Stress sieht anders aus. Hier noch schnell meine Strandkorblektüre:
1 Ostfriesenkiller von Hans-Peter Wolf. Herbe Kommissarin mit zerrütteter Ehe sucht einen Serienkiller. Der Klappentext sagt „solider Krimi“ – dem ist nichts hinzuzufügen. Kann man machen, muss man nicht.
2 Tschick von Wolfgang Herrndorf. Roadtrip zweier 14-Jähriger durch die deutsche Provinz. Habe ich sehr sehr gerne gelesen, ein feines Buch. Trotzdem ein wenig überbewertet, finde ich.
3 Schiff der tausend Träume von Leah Fleming. Unsagbar bescheuerter Titel, aber schöne Geschichte. Zwei Frauen, eine arm, eine reich, überleben den Untergang der Titanic, werden Brieffreundinnen und versuchen nach diesem Erlebnis ihr Leben in den Wirrungen des Ersten Weltkriegs selbst in die Hand zu nehmen. Schöner Strandkorb-Schmöker zum Weglesen.
Also wenn du im Sommer mal nicht weißt wo du deinen Urlaub verbringen sollst – fahr nach Prerow. Lohnt sich.