3 wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards – Vol.2

Die ersten 120 Kilometer auf dem Weg von Frankreich nach Spanien verbringen wir schweigend. Wir liegen uns in den Haaren. Ernsthaft. Der zauberhafte Mann und ich – zum ersten Mal auf so engem Raum unterwegs, das ist eine echte Zerreißprobe für unsere Nerven.

Vier Wochen Elternzeit, das Ziel: Surfen lernen. Und jetzt gerade fühlt es sich wie ein völlig absurder Plan an.

Warum wir uns streiten? Ich habe es vergessen. Müdigkeit, zu weit links fahren, ich weiß es nicht mehr. Das sagt ja schon alles. Lagerkoller.
IMG_0027

Aber irgendwann braucht Baby Theo Mittagessen, er verlangt nach Mama und Papa – und wir raufen uns zusammen, lächeln einmal vorsichtig und versprechen uns, dass wir uns ab sofort ein bisschen mehr entspannen. Nicht zum letzten Mal auf dieser sonst so fabelhaften Tour.

IMG_0090
Frankreich und Le Gurp liegen hinter uns – hier kommt ein weiterer wunderbarer Ort für Baby, Bulli und Boards:

2- San-Vicente-de-la-Barquera, nordspanische Atlantikküste, Camping El Rosal

Wir fahren Richtung Süden immer am Atlantik entlang – 570 Kilometer liegen vor uns. Dazwischen, in Hossegor, kurz vor der spanischen Grenze, gibt es ein großes Outlet-Gewerbegebiet mit coolen Surfläden. Im Rip-Curl-Shop kaufen sich der zauberhafte Mann und ich dann auch endlich mal einen Neoprenanzug.

Knallenges Teil, in das ich mich da bei 35 Grad in der Umkleidekabine presse. Keine Ahnung, wie ich mich damit jemals auch nur einen Zentimeter bewegen soll.

„Muss so“, sagt die Verkäuferin streng. Auf keinen Fall auch nur eine halbe Nummer größer kaufen. Na gut. Eingetütet. Ein Schnäppchen wars aber nicht zwingend, wie der anschließende unvorsichtige Online-Vergleich ergibt. Verdammt. Der Mann sieht darin aber sehr knackig aus, wie ich finde – und selbst Baby Theo trägt jetzt Neo.
IMG_5011Weiter Richtung San Vicente de la Barquera. Ein Bekannter hat uns diesen Ort in Nordspanien ans Herz gelegt. Ist auch zum Surfen super, sagt er. San Vicente war früher wohl ein  Fischerdorf, heute ist es eine kleine Stadt am Rande der Picos de Europa – einem eindrucksvollen nordspanischen Gebirge. Schneebedeckte Berge und Meer – das hört sich gut an. Und was soll ich sagen: Wir werden nicht enttäuscht.
San-Vicente-de-la-Barquera

Das Land ist grün und saftig, die Wellen fabelhaft, wer möchte, könnte hier auch tagelang wandern, mountainbiken oder klettern – all das geht super.

Aber WIR wollen ja surfen. Vom sehr netten aber etwas engen Campingplatz El Rosal aus (32 Euro pro Nacht), der direkt hinterm Strand gelegen ist, machen wir uns auf die Suche nach einer Surfschule. Und werden nur wenige Meter weiter die Straße runter fündig: Die Costa-Norte-Surfschule mit immerhin EINEM englischsprachigen Lehrer. Heißt es. Wir buchen je einen halben Tag (bedeutet hier 2 Stunden) für 30 Euro pro Person. Mit Theo-Betreuung wechseln wir uns ab.
IMG_0103Ich fange an, steige in den hautengen Neo  (wider Erwarten kann ich mich doch bewegen) und stapfe zur Schule, um ein Board auszuleihen. Der Mann hat Theo in die Kraxe gepackt und hält Händchen. Also meins.

Es ist windig, nein stürmisch und ich etwas unsicher. Ich habe es ja eigentlich nicht so mit Meer und Wellen. Ich gucke lieber drauf, als dass ich drin bin, versuche aber das Vorhaben als therapeutische Maßnahme zu sehen.
SplitShire_IMG_7764Dass der Surflehrer englisch kann, entpuppt sich als maßlose Übertreibung, ist aber jetzt auch schon egal. Ich bin aufgeregt. Wir machen zwei, drei Trockenübungen am Strand (Aufstehen auf dem Bord), dann geht’s ins Wasser. Bei Sturm und Unterströmung.

Und was soll ich sagen: Es macht trotzdem Höllenspaß. Ich stehe gleich den ersten Versuch im Weißwasser – und das ist ja erstmal das wichtigste.

Theo und der Mann feuern mich vom Strand aus an und versuchen irgendwie den kräftigen Böen und den bissigen Sandkörnern Widerstand zu leisten.

Weshalb es von diesem meinem ersten Surfversuch KEIN EINZIGES FOTO gibt.

Nach zwei Stunden bin ich platt – und der Mann auch. Die Surfschule hat SEINEN (späteren) Kurs wegen des Wetters abgeblasen. In Sachen Surfen steht es also 1:0 für mich. Ich feiere das mit Bier und ganz ausgezeichneten Tapas im El Mozucu.
IMG_4981 IMG_4979 IMG_4985Kann ich wirklich nur empfehlen, super Preis-Leistungsverhältnis! Es ist etwa 20 Minuten zu Fuß vom Campingplatz aus entfernt im Stadtkern von San Vicente.

Der Campingplatz ist nett (auch ohne Parzellen), das Waschhaus super sauber,  die Duschen knallheiß, die Wellen top, die Landschaft wunderschön.

Weil uns die Schule aber nicht überzeugt und weil es uns Richtung Portugal zieht, verlassen wir das wirklich wirklich tolle Nordspanien und San Vicente, um noch weiter im Süden unser Glück zu versuchen.

Da sollte es jetzt aber klappen mit dem gemeinsamen Surfkurs. Oder?!
Fehlt noch 1 wunderbarer Ort für Baby, Bulli und Surfboards – und der kommt ganz bald.

3 wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards – Vol. 1

Beschlossene Sache also. Wir lernen Surfen. Der Mann, Baby Theo (ja, der auch ein bisschen) und ich. Und zwar irgendwo auf dem Weg zwischen Hennef-Altenbödingen und Portugal.

Vier Wochen haben wir uns für diese Elternzeit-Tour genommen – und ehrliche gesagt, es hätte keine weniger sein dürfen.

Denn Surfen haben wir wirklich erst auf den allerletzten Drücker gelernt, ungefähr 3000 Kilometer später. Dafür umso toller und absolut babykompatibel. Aber dazu später.
IMG_0188Unser Bus Möhrchen ist voll gepackt, die Vorhänge fertig – es kann losgehen.

Hier kommen 3 ganz wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards:

1- Grayan et l’Hôpital an der französischen Atlantikküste – Campingplatz Le Gurp

Erstes Ziel der Tour – die Atlantikküste. Irgendwo muss die Suche nach einem schönen Surfspot ja beginnen.

Wir machen einen kleinen Schlenker durch die Auvergne, das vulkanische Herz Frankreichs, wandern auf den Puy den Dôme und entdecken den fabelhaften Campingplatz „Domaine les Gandins“ in Saint-Germain-de-Salles.
IMG_0007IMG_4899
Deshalb mogele ich den hier schnell dazwischen: Ein Landhaus von 1674 bildet den Kern, drum herum gibt es Hütten, große luxuriöse Zelte, Ferienwohnungen und natürlich Wiesen mit Bäumen für alle anderen (Freiluft-)Gäste.

IMG_4883IMG_4885
Das tolle Grundstück ist direkt an der Sioule gelegen, einem malerischen Fluss, in dem man auch baden kann. Außerdem gibt es einen Pool, Lagerfeuerstellen, eine kleine Open-Air-Bibliothek mit WLAN und wer möchte, kann sich fürs Abendessen anmelden und zusammen mit anderen – meist holländischen Familien – an einer großen Tafel und mit gutem Wein den Tag ausklingen lassen.

IMG_4887 IMG_4888 IMG_4893 IMG_4894Alles sehr gepflegt, wirklich superhübsch und auf jeden Fall eine Übernachtung wert. Preis: um die 36 Euro inklusive Strom pro Nacht für zwei Personen und Kind.

ABER – da wollen wir trotzdem nicht bleiben. Wir wollen ans Meer.

Der zauberhafte Mann weiß auch wohin. Le Gurp heißt der Campingplatz im Médoc, etwa 100 Kilometer nördlich von Bordeaux und offenbar sehr beliebt bei coolen deutschen Camperfamilien. Die Betonung liegt auf cool.
IMG_0054 IMG_4943Auf diesem staatlichen Campingplatz gibt es keine Parzellen, dafür großzügige Plätze mitten zwischen Pinien, fünf Minuten vom Meer entfernt.
IMG_4911 IMG_4913
„Irgendwie sind hier alle lässig“, denke ich direkt beim Ankommen. Aber nicht auf so eine gewollte, anstrengende Art, nein, irgendwie wirklich lässig. Ich glaube, die meisten kommen schon seit Jahren hierher. Und ich weiß jetzt wieso.

Der Pinienwald duftet, ich höre das Meeresrauschen, schaue mir die unterschiedlichsten Campingmodelle an – vom selbstausgebauten Bus, über die Auto-und-Zelt-Variante bis hin zum Airstream.

Ich sehe jede Menge Kinderbanden umherstromern und genieße das Draußensein. Das ist gleich zu Beginn vielleicht das Tollste: Draußen zu sein. Quasi rund um die Uhr. Baby Theo ist superentspannt, krabbelt und robbt durch die Gegend, untersucht die Zapfen, freut sich über die Nachbarskinder, hält Mittagsschlaf in der Hängematte.
IMG_0050Alles perfekt. Wäre da nicht – das Schlafen. Es ist nicht laut, gar nicht. Aber unbequem. Wir haben zwar eine dicke Decke unter uns ausgebreitet, aber die umgeklappten Sitze vom T4 sind einfach genau das: UNBEQUEM. Ich beneide Theo um sein selbstgebautes Bett, dabei ist gerade mal eine Woche um. Und es wird noch schlimmer werden, das ahne ich bereits.

Das Baby, das gar kein Baby mehr ist, feiert hier übrigens seinen ersten Geburtstag!
IMG_0059 IMG_4924Mit Kerze von den Nachbarn, Erdbeertörtchen und Milch zum Frühstück. Diese Erinnerung: unbezahlbar.
Der Rest: Preis pro Nacht in unserer Konstellation: 20 Euro.

Aber wir sind ja zum Surfen hier. Das Meer ist fünf Minuten zu Fuß entfernt. Es gibt auch eine ganz okaye Surfschule. Nur irgendwie… naja es ist kühl, einen Tag regnet es, wir haben keine Neoprenanzüge – und überhaupt: Es muss ja nicht gleich der erste Ort sein, oder?

Wir beschließen, wiederzukommen. Auf dem Rückweg. Wenn wir surfen können. Hoffentlich.

Hier noch schnell:

3 schöne Ausflüge rund um Le Gurp

1- Montalivet-les-Bains.
IMG_4949 IMG_4950Ca. 15 Kilometer von Le Gurp, gibt es einen tollen täglichen Markt. Was dem Deutschen die Currywurst, ist dem Médoc-Bewohner die Auster. An langen Stehtischen gibt’s frische Austern satt. 12 Stück und ein Glas Weißwein für 6 Euro. Herrlich!

2- Soulac-sur-Mer
IMG_4914Ein sehr hübscher Badeort. Aber das Beste ist: Es gibt eine lange Shoppingmeile mit vielen netten Läden.

3- Die Sardinade
IMG_0036 IMG_0041 IMG_0037So heißen mehrere kleine Volksfeste in der Gegend. Wir waren in Saint-Vivien. Es gibt gegrillte Sardinen (natürlich!) oder Muscheln und eine große Flasche Weißwein für kleines Geld. Dazu ein bisschen Dorfdisco, weinrote Wangen und liebenswerte Menschen. Unbedingt besuchen. Und falls gerade kein Fest ist – in Saint-Vivien gibt es eine tolle Tapas-Bar direkt am kleinen Hafen.

PS: Surfen kann man in Le Gurp auch ganz fabelhaft. Aber das werden wir erst auf dem Rückweg herausfinden.

PPS: Einziger, dafür großer, Minuspunkt in Le Gurp: Die Toiletten sind echt nur mäßig sauber.

So jetzt aber weiter. 2 wunderbare Orte fehlen ja noch. Einer in Nordspanien und einer in Portugal. Den nächsten gibt es morgen. Damit Du beim Lesen nicht müde wirst.