3 wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards – Vol.3

Das gibt es doch nicht, dass wir mit dem Bus Kilometer um Kilometer schrubben und den perfekten Surf-Ort nicht finden. Nicht falsch verstehen: Le Gurp in Frankreich und San Vicente in Spanien sind wunderbar – und ich würde jederzeit wieder hinfahren, zum Surfen, zum Relaxen und zum Bobo-Siebenschläfer-Vorlesen.
IMG_4973Aber der perfekte Ort, um surfen ZU LERNEN, ist uns noch nicht begegnet. Halb panisch rufen wir deshalb im Surfladen unseres Vertrauens  an- bei Frittboards in Köln. Da es überhaupt der einzige Surfshop auf heimischen Boden ist, den wir vor der Tour betreten haben, kann ich ihn getrost so nennen.

Wir brauchen einen todsicheren Tipp – eine supercoole, nette Surfschule, Geld spielt fast keine Rolle (mehr).

„Ihr müsst die Küste runter bis etwa zur Mitte, da liegt Peniche und die Surfschule von Sebbo“, sagt der Verkäufer direkt. Soso. Wir rufen Sebbo also von unterwegs an und machen den Kurs klar. Kein Problem, sagt er. Kommt vorbei.
Schlappe 920 Kilometer fahren wir – und sind uns sicher: DAS ist es. Das MUSS es sein, denn bald steht ja schon wieder die Heimreise an.

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DAS ist es aber nicht, wie wir sehr bald sehr ernüchtert feststellen. Keine Frage, die Wellen gehören zu den schönsten, die wir auf der gesamten Tour gesehen haben. Der Strand weit und traumhaft.

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Aber der Ort… naja. Sieht eben nach Stadt aus. Viele Ferienwohnungen in vielen hohen Häusern. Ich will Peniche nicht unrecht tun, aber irgendwie packt es uns nicht, trotz der Wellen. Der große Campingplatz ist direkt am großen Kreisel der Stadt, weshalb wir die beste Entscheidung seit langem treffen: Wir campen wild an der Steilküste.

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Heißes Hühnchen aus dem Supermarkt, ein kühles Bier, ein Blick auf die letzten Wagemutigen, die in der Abenddämmerung noch auf die eine gute Welle warten. Wunderschön. Wirklich. Aber WIR wollen weiter.
Am nächsten Morgen.

Der zweite Portugal-Tipp und ein dritter wunderbarer Ort für Baby, Bulli und Boards kommt lustigerweise direkt aus Altenbödingen – von den Nachbarn gegenüber (Danke Guido und Caro). Warum nicht gleich?!

3- Arrifana, portugiesische Atlantikküste, West-Algarve – No Camping

SO haben wir uns das vorgestellt.
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Ein hübscher portugiesischer Ort, bezahlbare Preise, viel leckeren Fisch und nicht zuletzt die supernette, superprofessionelle – sogar deutsche – Surfschule von Peer. Peerfekt. Ok, der war blöd. Wir buchen peer SMS (ja, der musste noch sein) fünf Tage Surfkurs und teilen uns den. Einer macht die Schicht von 9 bis 11, einer von 12 bis 14 Uhr.
IMG_5035Das Aufwärmetraining ist extrem gut, die Kurse mit maximal 8 Teilnehmern moderat groß, die Surflehrer echte Profis nicht nur auf dem Board, sondern auch in Sachen Didaktik und Methodik.

DAS ist es. DAS haben wir die ganze Zeit gesucht.

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Und es ist großartig.

Der zauberhafte Mann und ich stehen die ersten Wellen und ab und zu mischt sich so gar ein echtes Gefühl von „Surfen“ in die ersten „Uh-Ah-wie-schaffe-ich-es-auf-dem-Ding-das-Gleichgewicht-zu-halten“-Momente.
IMG_5044 IMG_5043 IMG_5042IMG_0158Sieht ein bisschen aus wie Kung-Fu und fühlt sich auch so an. Noch viel häufiger haut es uns natürlich ins Wasser, gerne auch kopfüber.

Das war ja meine größte Angst: Wellen, die um mich herum brechen, mich rumschleudern und runterdrücken. All das ist passiert, wider Erwarten war nichts davon schlimm.

Vielleicht hat mir das Board Sicherheit gegeben, vielleicht war es auch der grinsende Surflehrer: „Ist doch nur Wasser!?“ – öhm. Kann man so sehen. Ja. Jedenfalls: Therapeutische Maßnahme geglückt.

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180 Euro wird uns der Kurs am Ende insgesamt kosten. Und das toppt es noch mal.

Das einzige Minus: Wir finden keinen passablen Campingplatz in und um Arrifana. Und ohne Dusche und Klo fällt eine Woche Wildcampen aus.

Surflehrer Peer schustert uns dann aber das Haus von deutschen Freunden im Nachbarort Val de Telha zu – für schlappe 45 Euro pro Nacht. Der Knaller.
IMG_0113Und nach fast drei Wochen unbequemer T4-Rückbank im Kreuz können wir ultraharten Camper aus Alemanha uns ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen, als wir uns aufs Bett schmeißen.

Nur Baby Theo wäre wohl lieber im Bus geblieben. In seinem Bettchen zerstechen ihn die Mücken gleich in der ersten Nacht so dermaßen, dass wir erst glauben, er hätte sich Masern oder Windpocken eingefangen.
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Bisschen Fieber auch noch. Trotzdem ist der kleine Kerl gutgelaunt (meistens), isst normal – besonders Sand – und versucht sich robbend in die Fluten zu werfen. Kann also nicht so schlimm sein, auch wenn’s mies aussieht, denken wir. Allergische Reaktion, sagen die Apotheker im nächstgrößeren Ort Aljezur und nehmen uns 30 Euro für Fenistil-Tropfen und Antimücke-Gel ab.

Und apropos Baby – eins sollte man noch wissen. Der Weg zum Strand in Arrifana ist steil. Ziemlich steil.

Also überleg dir gut, wie viele Buddeln, Eimerchen, Handtücher, Strandmuscheln du mitnimmst. Oder sieh es als Surf-Workout und pack alles ein was du hast.

Praktischerweise gibt es aber auch sonst noch jede Menge tolle und nicht so steile Strände in der direkten Nachbarschaft. Den in Monte Clerigo zum Beispiel. Oder Praia do Amado bei Carrapateira – einmal da, lohnt sich auch eine Panorama-Fahrt mit dem Auto an der Steilküste entlang.
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Was man sonst noch machen kann? Oh, mountainbiken, klettern, wandern, Yoga – das meiste zum Beispiel auch über Peers Algarve Adventure.

Geburtstag feiern natürlich – den 40.! Glückwunsch noch mal, zauberhafter Mann.
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Und Essen.
Hier sind unsere Top 3:

1- Hello Sailor
Leckere Mischung aus asiatisch und portugisisch. Tolle Atmosphäre, nette und schöne Menschen. Unbedingt ausprobieren.
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2- O Paulo
Am Ende der Hauptstraße in Arrifana, direkt an der Klippe steht das Restaurant von Paolo. Große Schalen mit Meeresfrüchten bestellen und den Hauswein – ein Genuss mit tollem Blick aufs Meer.
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3- A Rede
Kleines Surfer-Bistro am Strand von Monte Clerigo. Die leckersten Pasteles de Nata (am ehesten vielleicht mit kleinen Käsekuchen vergleichbar), die wir auf der gesamten Tour gegessen haben.
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Wir haben es also geschafft – wir haben surfen gelernt. Zumindest den Anfang. Noch keine Riesenwellen, noch keine großen Manöver, aber wir stehen und wir haben Spaß. Theo hat Tonnen an Sand gefuttert, Ameisen sicher auch und jede Menge neue Quietschgeräusche gelernt. Und unser Bus Möhrchen, die alte Dame, hat jetzt endlich ein Kennzeichen, das ihrer würdig ist.
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Und wir? Eine autarke Dusche und ein Klo wären ab und zu schön gewesen. Den Grill haben wir kaum benutzt, weil die Gas-Flasche leer war und nix gepasst hat (mit ein bisschen mehr Mühe wäre das zu lösen gewesen, aber Pfanne und Campingküche habens auch getan). Die Schubladenstopper von dm an unserer eingebauten Kommode haben sich an Tag zwei abgelöst. Das selbstgebaute Sonnen-und-Regendach könnte mehr Abspannungen vertragen, damit es nicht so durchhängt.

Die Vorhänge waren top, das Babybett auch…

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…und trotzdem hat Theo ganz oft zwischen uns geschlafen.
Es heißt ja nicht umsonst ELTERNZEIT.

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PS: In Le Gurp haben wir auf dem Rückweg nochmal Halt gemacht und selbst ein bisschen surfen geübt. Geht auch ohne Lehrer und macht genauso viel Spaß. Good news.

IMG_0171PPS: Nächstes Jahr lernen wir Fallschirmfliegen.

Scherz.

3 wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards – Vol.2

Die ersten 120 Kilometer auf dem Weg von Frankreich nach Spanien verbringen wir schweigend. Wir liegen uns in den Haaren. Ernsthaft. Der zauberhafte Mann und ich – zum ersten Mal auf so engem Raum unterwegs, das ist eine echte Zerreißprobe für unsere Nerven.

Vier Wochen Elternzeit, das Ziel: Surfen lernen. Und jetzt gerade fühlt es sich wie ein völlig absurder Plan an.

Warum wir uns streiten? Ich habe es vergessen. Müdigkeit, zu weit links fahren, ich weiß es nicht mehr. Das sagt ja schon alles. Lagerkoller.
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Aber irgendwann braucht Baby Theo Mittagessen, er verlangt nach Mama und Papa – und wir raufen uns zusammen, lächeln einmal vorsichtig und versprechen uns, dass wir uns ab sofort ein bisschen mehr entspannen. Nicht zum letzten Mal auf dieser sonst so fabelhaften Tour.

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Frankreich und Le Gurp liegen hinter uns – hier kommt ein weiterer wunderbarer Ort für Baby, Bulli und Boards:

2- San-Vicente-de-la-Barquera, nordspanische Atlantikküste, Camping El Rosal

Wir fahren Richtung Süden immer am Atlantik entlang – 570 Kilometer liegen vor uns. Dazwischen, in Hossegor, kurz vor der spanischen Grenze, gibt es ein großes Outlet-Gewerbegebiet mit coolen Surfläden. Im Rip-Curl-Shop kaufen sich der zauberhafte Mann und ich dann auch endlich mal einen Neoprenanzug.

Knallenges Teil, in das ich mich da bei 35 Grad in der Umkleidekabine presse. Keine Ahnung, wie ich mich damit jemals auch nur einen Zentimeter bewegen soll.

„Muss so“, sagt die Verkäuferin streng. Auf keinen Fall auch nur eine halbe Nummer größer kaufen. Na gut. Eingetütet. Ein Schnäppchen wars aber nicht zwingend, wie der anschließende unvorsichtige Online-Vergleich ergibt. Verdammt. Der Mann sieht darin aber sehr knackig aus, wie ich finde – und selbst Baby Theo trägt jetzt Neo.
IMG_5011Weiter Richtung San Vicente de la Barquera. Ein Bekannter hat uns diesen Ort in Nordspanien ans Herz gelegt. Ist auch zum Surfen super, sagt er. San Vicente war früher wohl ein  Fischerdorf, heute ist es eine kleine Stadt am Rande der Picos de Europa – einem eindrucksvollen nordspanischen Gebirge. Schneebedeckte Berge und Meer – das hört sich gut an. Und was soll ich sagen: Wir werden nicht enttäuscht.
San-Vicente-de-la-Barquera

Das Land ist grün und saftig, die Wellen fabelhaft, wer möchte, könnte hier auch tagelang wandern, mountainbiken oder klettern – all das geht super.

Aber WIR wollen ja surfen. Vom sehr netten aber etwas engen Campingplatz El Rosal aus (32 Euro pro Nacht), der direkt hinterm Strand gelegen ist, machen wir uns auf die Suche nach einer Surfschule. Und werden nur wenige Meter weiter die Straße runter fündig: Die Costa-Norte-Surfschule mit immerhin EINEM englischsprachigen Lehrer. Heißt es. Wir buchen je einen halben Tag (bedeutet hier 2 Stunden) für 30 Euro pro Person. Mit Theo-Betreuung wechseln wir uns ab.
IMG_0103Ich fange an, steige in den hautengen Neo  (wider Erwarten kann ich mich doch bewegen) und stapfe zur Schule, um ein Board auszuleihen. Der Mann hat Theo in die Kraxe gepackt und hält Händchen. Also meins.

Es ist windig, nein stürmisch und ich etwas unsicher. Ich habe es ja eigentlich nicht so mit Meer und Wellen. Ich gucke lieber drauf, als dass ich drin bin, versuche aber das Vorhaben als therapeutische Maßnahme zu sehen.
SplitShire_IMG_7764Dass der Surflehrer englisch kann, entpuppt sich als maßlose Übertreibung, ist aber jetzt auch schon egal. Ich bin aufgeregt. Wir machen zwei, drei Trockenübungen am Strand (Aufstehen auf dem Bord), dann geht’s ins Wasser. Bei Sturm und Unterströmung.

Und was soll ich sagen: Es macht trotzdem Höllenspaß. Ich stehe gleich den ersten Versuch im Weißwasser – und das ist ja erstmal das wichtigste.

Theo und der Mann feuern mich vom Strand aus an und versuchen irgendwie den kräftigen Böen und den bissigen Sandkörnern Widerstand zu leisten.

Weshalb es von diesem meinem ersten Surfversuch KEIN EINZIGES FOTO gibt.

Nach zwei Stunden bin ich platt – und der Mann auch. Die Surfschule hat SEINEN (späteren) Kurs wegen des Wetters abgeblasen. In Sachen Surfen steht es also 1:0 für mich. Ich feiere das mit Bier und ganz ausgezeichneten Tapas im El Mozucu.
IMG_4981 IMG_4979 IMG_4985Kann ich wirklich nur empfehlen, super Preis-Leistungsverhältnis! Es ist etwa 20 Minuten zu Fuß vom Campingplatz aus entfernt im Stadtkern von San Vicente.

Der Campingplatz ist nett (auch ohne Parzellen), das Waschhaus super sauber,  die Duschen knallheiß, die Wellen top, die Landschaft wunderschön.

Weil uns die Schule aber nicht überzeugt und weil es uns Richtung Portugal zieht, verlassen wir das wirklich wirklich tolle Nordspanien und San Vicente, um noch weiter im Süden unser Glück zu versuchen.

Da sollte es jetzt aber klappen mit dem gemeinsamen Surfkurs. Oder?!
Fehlt noch 1 wunderbarer Ort für Baby, Bulli und Surfboards – und der kommt ganz bald.