Es ist kurz vor 8 Uhr morgens und ich ahne schon jetzt: Dieser Tag wird ganz ganz mies. Das liegt nicht etwa daran, dass mein Kamerateam und ich erst mitten in der Nacht in Neumarkt in der Oberpfalz angekommen sind und ich ziemlich müde bin.
Es liegt auch nicht daran, dass ich JETZT schon die einzweidrittel Kinder und den zauberhaften Mann vermisse. Und auch nicht dran, dass das Fenster meines Hotel-Einzelzimmers direkt an die Hauswand des Nachbargebäudes grenzt und ich somit an diesem Morgen maximal 10 Zentimeter Tageslicht sehen kann. Obwohl… Nein, das ist es nicht.
Es ist vielmehr DAS: Ich hänge würgend über der Kloschüssel.
Keine Details jetzt, es geht mir in diesem Moment einfach nur hundsmiserabel. Magen-Darm-Infekt von Baby Theo eingefangen (dem es natürlich zu diesem Zeitpunkt längst wieder prächtig geht).
Und das am ersten Drehtag meines neuen ZDF-Projekts. Ich will für das Wissensmagazin TerraXpress zum Thema Blitze drehen und bin in der Blitzschutzanlagenfirma Dehn verabredet. Aber eigentlich kann ich nicht.
Es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten: A) den Dreh absagen, mich im tageslichtlosen Hotelzimmer vergraben und hoffen, dass es schnell vorbei gehen möge. Oder B) Arschbacken zusammenkneifen und auf meine Reiseapotheke zurückgreifen.
Die besteht im Wesentlichen aus diesen vier Dingen:
- Wärmflasche
- Schwarzen Tee
- meistens: Tuc-Kekse
- Aktren Spezial (Ibuprofen), die blitzschnell gegen höllische Kopfschmerzen wirken
Ab sofort gehört auch ein Fläschchen Iberogast dazu. 20 Tropfen drei mal am Tag wirken bei mir wirklich sensationell. Trotzdem geht es mir nicht besonders gut. Mein Essen sieht SO aus.
Ich habe ja das große Glück, selbstständig zu sein und den Job zu machen, den ich liebe. Das war für mich die beste Entscheidung, die ich beruflich je getroffen habe: Kein Chef mehr, kein unnötiger Druck, freiere Zeiteinteilung, Tage wie diese, an denen ich mitten in der Woche auf dem Sofa sitze und blogge.
Dazu gehört aber eben auch: Keine Arbeit, keine Kekse.
Oder anders formuliert: Ich kann und will es mir nicht leisten, krank zu sein.
Und deshalb entscheide ich mich dann doch für B). Damit ICH diesen Monat ein gutes Einkommen habe. Und weil ich das Gefühl habe, dass es gehen wird. Das Gute ist: Ich mache das für MICH, nicht weil irgendein Chef oder ein Kollege das von mir erwarten könnte.
Der Dreh findet also statt, mit literweise Tee, fast OHNE Essen, aber mit tollen Bildern.
Das Essen kam erst wieder 365 Kilometer weiter östlich, im Erzgebirge, ins Spiel. In Form von – ACHTUNG – 3,5 Klößen zum Abendessen.
Was soll ich sagen:
You made my day, liebes Erzgebirge.
Mit deinen schönsten Klößen, dem ersten Schnee des Winters,
und mit einem sehr tollen Dreh bei Europas einziger Türmer-Familie, die im zauberhaften Annaberg-Buchholz hoch oben auf dem Turm der Sankt Annenkirche wohnt. 211 Stufen rauf und runter jeden Tag.
Da musste eben durch, wenn die Milch alle ist. Da kannste dich auch nicht einfach krank melden.