Beschlossene Sache also. Wir lernen Surfen. Der Mann, Baby Theo (ja, der auch ein bisschen) und ich. Und zwar irgendwo auf dem Weg zwischen Hennef-Altenbödingen und Portugal.
Vier Wochen haben wir uns für diese Elternzeit-Tour genommen – und ehrliche gesagt, es hätte keine weniger sein dürfen.
Denn Surfen haben wir wirklich erst auf den allerletzten Drücker gelernt, ungefähr 3000 Kilometer später. Dafür umso toller und absolut babykompatibel. Aber dazu später.
Unser Bus Möhrchen ist voll gepackt, die Vorhänge fertig – es kann losgehen.
Hier kommen 3 ganz wunderbare Orte für Baby, Bulli und Boards:
1- Grayan et l’Hôpital an der französischen Atlantikküste – Campingplatz Le Gurp
Erstes Ziel der Tour – die Atlantikküste. Irgendwo muss die Suche nach einem schönen Surfspot ja beginnen.
Wir machen einen kleinen Schlenker durch die Auvergne, das vulkanische Herz Frankreichs, wandern auf den Puy den Dôme und entdecken den fabelhaften Campingplatz „Domaine les Gandins“ in Saint-Germain-de-Salles.
Deshalb mogele ich den hier schnell dazwischen: Ein Landhaus von 1674 bildet den Kern, drum herum gibt es Hütten, große luxuriöse Zelte, Ferienwohnungen und natürlich Wiesen mit Bäumen für alle anderen (Freiluft-)Gäste.
Das tolle Grundstück ist direkt an der Sioule gelegen, einem malerischen Fluss, in dem man auch baden kann. Außerdem gibt es einen Pool, Lagerfeuerstellen, eine kleine Open-Air-Bibliothek mit WLAN und wer möchte, kann sich fürs Abendessen anmelden und zusammen mit anderen – meist holländischen Familien – an einer großen Tafel und mit gutem Wein den Tag ausklingen lassen.
Alles sehr gepflegt, wirklich superhübsch und auf jeden Fall eine Übernachtung wert. Preis: um die 36 Euro inklusive Strom pro Nacht für zwei Personen und Kind.
ABER – da wollen wir trotzdem nicht bleiben. Wir wollen ans Meer.
Der zauberhafte Mann weiß auch wohin. Le Gurp heißt der Campingplatz im Médoc, etwa 100 Kilometer nördlich von Bordeaux und offenbar sehr beliebt bei coolen deutschen Camperfamilien. Die Betonung liegt auf cool.
Auf diesem staatlichen Campingplatz gibt es keine Parzellen, dafür großzügige Plätze mitten zwischen Pinien, fünf Minuten vom Meer entfernt.
„Irgendwie sind hier alle lässig“, denke ich direkt beim Ankommen. Aber nicht auf so eine gewollte, anstrengende Art, nein, irgendwie wirklich lässig. Ich glaube, die meisten kommen schon seit Jahren hierher. Und ich weiß jetzt wieso.
Der Pinienwald duftet, ich höre das Meeresrauschen, schaue mir die unterschiedlichsten Campingmodelle an – vom selbstausgebauten Bus, über die Auto-und-Zelt-Variante bis hin zum Airstream.
Ich sehe jede Menge Kinderbanden umherstromern und genieße das Draußensein. Das ist gleich zu Beginn vielleicht das Tollste: Draußen zu sein. Quasi rund um die Uhr. Baby Theo ist superentspannt, krabbelt und robbt durch die Gegend, untersucht die Zapfen, freut sich über die Nachbarskinder, hält Mittagsschlaf in der Hängematte.
Alles perfekt. Wäre da nicht – das Schlafen. Es ist nicht laut, gar nicht. Aber unbequem. Wir haben zwar eine dicke Decke unter uns ausgebreitet, aber die umgeklappten Sitze vom T4 sind einfach genau das: UNBEQUEM. Ich beneide Theo um sein selbstgebautes Bett, dabei ist gerade mal eine Woche um. Und es wird noch schlimmer werden, das ahne ich bereits.
Das Baby, das gar kein Baby mehr ist, feiert hier übrigens seinen ersten Geburtstag!
Mit Kerze von den Nachbarn, Erdbeertörtchen und Milch zum Frühstück. Diese Erinnerung: unbezahlbar.
Der Rest: Preis pro Nacht in unserer Konstellation: 20 Euro.
Aber wir sind ja zum Surfen hier. Das Meer ist fünf Minuten zu Fuß entfernt. Es gibt auch eine ganz okaye Surfschule. Nur irgendwie… naja es ist kühl, einen Tag regnet es, wir haben keine Neoprenanzüge – und überhaupt: Es muss ja nicht gleich der erste Ort sein, oder?
Wir beschließen, wiederzukommen. Auf dem Rückweg. Wenn wir surfen können. Hoffentlich.
Hier noch schnell:
3 schöne Ausflüge rund um Le Gurp
1- Montalivet-les-Bains.
Ca. 15 Kilometer von Le Gurp, gibt es einen tollen täglichen Markt. Was dem Deutschen die Currywurst, ist dem Médoc-Bewohner die Auster. An langen Stehtischen gibt’s frische Austern satt. 12 Stück und ein Glas Weißwein für 6 Euro. Herrlich!
2- Soulac-sur-Mer
Ein sehr hübscher Badeort. Aber das Beste ist: Es gibt eine lange Shoppingmeile mit vielen netten Läden.
3- Die Sardinade
So heißen mehrere kleine Volksfeste in der Gegend. Wir waren in Saint-Vivien. Es gibt gegrillte Sardinen (natürlich!) oder Muscheln und eine große Flasche Weißwein für kleines Geld. Dazu ein bisschen Dorfdisco, weinrote Wangen und liebenswerte Menschen. Unbedingt besuchen. Und falls gerade kein Fest ist – in Saint-Vivien gibt es eine tolle Tapas-Bar direkt am kleinen Hafen.
PS: Surfen kann man in Le Gurp auch ganz fabelhaft. Aber das werden wir erst auf dem Rückweg herausfinden.
PPS: Einziger, dafür großer, Minuspunkt in Le Gurp: Die Toiletten sind echt nur mäßig sauber.
So jetzt aber weiter. 2 wunderbare Orte fehlen ja noch. Einer in Nordspanien und einer in Portugal. Den nächsten gibt es morgen. Damit Du beim Lesen nicht müde wirst.